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6. Dezember 22 – Kundgebung

18 Uhr Marktplatz Mannheim

 

Wir alle spüren die Teuerung. Jeden Tag. Beim Einkaufen, bei den Fahrtkosten oder bei der Heizung.

Die Inflation frisst Einkommen und Ersparnisse auf.

Besonders hart trifft es alle, die nicht reich sind.
Teuerung wird gemacht. Konzerne erzielen Rekordgewinne.

Von uns verlangt man jedoch Verzicht!

Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander.

Dabei ist genug für alle da.
Jetzt liegen die ersten Energieabrechnungen auf dem Tisch.

Statt gepflegtem Talk-Show-Geplauder aus gut
beheizten Fernsehstudios – nun die kalte Stunde der Wahrheit.

 

Wir dürfen den Widerspruch nicht den Rechten überlassen.
Wo das hinführt hat uns die Geschichte gezeigt.

 

Versuchen wir es einfach wieder mal:

Raus aus dem Gefrierschrank – Zieht euch warm an, nehmt eure Freundinnen und Freunde mit

Kommt in Bewegung!

 

 

Infos:https://www.instagram.com/solistattpreistreiberei/

 

--

 

Bernd Köhler

S’ Lied net nur vum Urlaub

 

Ich glaab mir missen dä Urlaub abmelde
Ah, guck da blos ämol die ganze Rechnunge an
Die Preise steigen noch un noch
Un in dä Lohndut is ä Loch
Dä Arsch, des is und bleibt
Bei uns dä klänä Mann

 

 Ich glaab mir missen unsern Urlaub abmelde
Den mache mir des Johr uff dä Terras
Un än Kinnagarte kännä mir uns nimma leischte
Die Kinna misse widder
Nunner uff die Gass

 

 Ich glaab mir missen unsern Urlaub abmelde
Ah, guck da blos ämol die ganze Rechnunge an
Die Preise steigen noch un noch
Un in dä Lohndut is ä Loch
Dä Arsch, des is und bleibt
Bei uns dä klänä Mann

 

 Doch müssten mir des net fer immer bleibe
Weil, ohne uns dät sich im Lande hier nix rührn
Do kännten die do owwe noch so viel babble

Des müssten blos ämol
Die Lait im Land kapiern
Des müssten blos ämol
Alle Lait im kapiern

 

 Dann bräuchten mir a nimma unsern Urlaub abmelde
Un ä Rechnung däten mir dann präsentieren:
Dä Rüstungshaushalt wärd halbiert
Un die Ärbet reduziert

Wenn mir mol uffwachen,
dann werd sich hier was rührn
Wenn mir mol uffwachen,
dann werd hier was passiern

 

..
 
Text und Musik: Bernd Köhler
Original 1984 / Aktualisiert 2022

 

 

 


 

 

 

 

_ HEY JOE

 

 

 

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Eine Rock ’n’ Roll-TextCollage von Hagen Bonn in         „junge welt”-Feuilleton, 26.11.2022

 

Die gefetteten Zeilen sind dabei dem Folksong »Hey Joe« entnommen, der durch Hendrix’ Interpretation weltbekannt wurde. Die genannten biographischen Eckdaten und Ereignisse wurden vom Autor Hagen Bonn literarisch interpretiert.

 

»Hey, Joe. Oh, wo gehst du hin mit dieser Pistole in deiner …? Hey, Joe! Ich sagte, wo gehst du hin mit dieser Pistole in deiner Hand?«


Jimi - Jahr zehn (1952) »Ich gehe jetzt, um meine alte Lady zu erschießen«

Meine Geschichte ging in etwa so: Ich hatte diesen Strohbesen. Aber für mich war es eine Gitarre. Ich spielte darauf die Radiohits, Platz zehn bis eins. Täglich. Man muss üben! Vater guckte angewidert. Er schlug härter zu als sonst. Dass ich stottere, sei seine Schuld, sagt man. Aber ich spreche doch kaum! Was macht das schon? … Mama ist ausgezogen. Aber sie war eh kaum da … Kann mir jemand sagen, wo sie ist?


Jimi - Jahr 15 (1957) »Du weißt, ich ertappte sie, herummachend mit einem anderen Mann.«

Eine Saite! Ich spiele 14 verschiedene Töne damit – und neun weitere irgendwie so. Weil ich den Fingernagel an ihr reibe, die Saite über meine Zähne ziehe … Es ist meine erste Gitarre. Ja, sie hat nur fünf Dollar gekostet, der Hals ist verbogen, und sie hat nur diese eine Saite. Das Fenster ist offen, ich schwitzt’ mich tot; ob mich jemand hört? Die fehlenden Töne spendiere ich mit meiner Stimme. Carmen sagte allen, ich könne Gitarrensolos singen.


Jimi - Jahr 16 (1958) »Ja, habe ich; ich habe sie erschossen …«

Mutter ist tot. Immer wollte ich ihr was vorspielen. Sie hätt’s gern gehört. Nun ist’s zu spät … Tut mir leid, Ma. Und für die Schule bleibt keine Zeit. Man muss üben! Vorm Radio. All die Töne. Doch ich komme langsam dahinter. Der Plattenspieler arbeitet von früh bis spät für mich. Nadel zurück. Hören. Nachspielen. Nein! Noch mal. Nadel zurück. Hören … Nadel, Nadel, Nadel.
Noten lesen? Aber ich will Musik nich’ lesen. Was soll’n das!? Ich kann die Top ten auswendig spielen. Zwei Titel davon rückwärts. Vater meinte letztens: Wow! Gestern dann lag sie auf meinem Bett. Die Elektrische! Ich ess’ nicht mehr, geh’ nicht raus. Meine Fingerkuppen sind taube, schmerzpulsende Hornhaut. Dann der Alptraum. Meine Gitarre brennt! Ich schreie das Haus zusammen. Seitdem steht ein Eimer Wasser neben dem Bett.


Jimi - Jahr 19 (1962) »Hey, Joe. Wo rennst du jetzt hin? Wo rennst du hin?«

Bezirksgefängnis oder Army? Ich habe keine Wahl. Zweimal im geklauten Auto erwischt. Na und? Berny fährt schon fünf Jahre einen geklauten 57er Ford Fairlane 500. Von denen gibt’s nur 27 Stück. Und Berny hat nich’ ma’ ’nen Führerschein. Aber ich bin wieder frei! Yep, Army. Pflichtvergessen sei ich und ohne jegliche Motivation sowieso. Yep. Und moralisch eine Schande. Yep, yep.
Der Club in Nashville, Tennessee. Spielen ist Leben. Aber das Leben nach der Bühne ist kein Spiel. Ist es Tag oder Nacht? Habe ich die Wäsche gewechselt? Bassmann Billy Cox meinte gestern, ich sei genial. Die anderen nicken nur stumm … Dann dieser Fan. Er hält die Handflächen nach oben und meint, Tränen in den Augen, ich sei Jesus.


Jimi - Jahr 21 (1966) »Den Weg, wo ich frei sein kann.«

Ich hab’ in Farbe geträumt, dass dieses Jahr was Großes mit mir passiert. Und es hat begonnen! Chandler von The Animals nimmt mich mit nach Großbritannien. Ich habe einen Beutel Wäsche unterm Arm. 40 Dollar von Berny geborgt.
Eben sagt der Bühnentyp zu mir, wir wären mit »Hey Joe« und »Purple Haze« in den Brit-Top-ten. Witzbold des Tages … Mitch und Noel stürzen schreiend aus der Garderobe. Ihre Augen leuchten kirre. Und »The Wind Cries Mary« soll auch Top ten sein. Ich muss mich setzen. Alle schauen mich an. Mir ist übel.


Jimi - Jahr 27 (1969) »Richtig! Ich zeig’s ihnen einmal erneut, Baby. Yeah!«

Woodstock. Das Wetter selektiert. Von den 500.000 stehen noch 25.000 vor uns. Jämmerlich verrotzte Gestalten. Decken um die Schultern. Vietnam ist da, mitten unter ihnen. Ich habe den Krieg mitgebracht: Mörser, Schreie, Napalm Death – jenseits von Dur und Moll, ihre blutbesprenkelte Hymne röhrt im Schlamm. Sie fassen ihre Decken enger. Aber ich reiß’ sie ihnen mit jedem Akkord wieder vom Leib!


Jimi - Jahr 28 (1970) »Hey, hey Joe, es ist besser, wenn du jetzt rennst!«

Ich bin müde. Matt meine Augen. Lasst mich schlafen, hört! Gestern riefen sie wieder: »Jesus! Jesus!« Dann fiel ich um. Ha, Jesus fällt auf der Bühne um. Ich hatte zwölf Jünger. Denn ich spiele seit zwölf Jahren E-Gitarre. In der Zeitung schreibt dieser dänische Journalist, ich hätte ihm gesagt, ich wisse nicht, ob ich meinen 28. Geburtstag noch erlebe. Sag’ ich wirklich solche Sachen? Was werden sie erst schreiben, wenn ich wirklich tot bin – oder was zum 80.?

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

STREIK-UNTERSTÜTZUNG

VOR SÜDKABEL IN MANNHEIM

 

 

 

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Fotos: Helmut Roos über Website der IG Metall Mannheim (https://www.mannheim.igm.de/)

 

15. November

Ehemalige Mitglieder des ALSTOMCHORs trafen sich beim Streikposten vor SÜDKABEL um den Kampf gegen die Tarifflucht des Unternehmens mit Musik und Liedern zu unterstützen.

Die Geschäftsführung von Südkabel hatte Ende 2020 den Tarifvertrag gekündigt und verweigerte seit April 2021 alle Verhandlungen mit der IG Metall. Anstatt gemeinsam eine Lösung zu finden, versuchte die Geschäftsführung mit Einschüchterung und Angstszenarien, die Belegschaft und den Betriebsrat zu spalten und einzuschüchtern.

Bei einer Urabstimmung hatten sich daraufhin 90,6% der IG Metall-Mitglieder für einen Streik ausgesprochen um die Wiederaufnahme der Verhandlungen zu erzwingen.

 

Vom ehemaligen Alstomchor vor Südkabel mit dabei: (zweites Bild oben – von links) „Schubi”, Helmut, Martin, Peter, Holger, Jürgen, Yamina und im Bild ganz unten rechts, Wolfgang.
 

 

Wie beim Straßensingen am 1. Mai wurde auch bei dieser Aktion zum Mitsingen eingeladen …

 

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Bernd Köhler

Ausgesperrt

Aktualisierter Text für die KollegInnen bei Südkabel-Mannheim

 

 

Wer hat das Werk, in dem du schaffst
wohl aufgebaut
doch nicht der Boss
der jetzt so tut als sei’s sein Werk

Du hast mit Klugheit, Mut und Kraft
ein Leben lang
in diesem Werk geschafft
als sei’s dein eig’nes Werk

 

Ref: Doch vom Tariflohn ausgesperrt
so stehst du heute da
Rechte haben nur die Herrn
So wie es immer war

 

Für wen hast du dich da abgeplagt
und aufgebaut
ein großes Werk, in dem du
und dein Wort nichts zählt

Das ist der Lohn für dein Vertrauen
sie sperren dich aus
wenn du dich wehrst
und wenn du deinen Mund nicht hältst!

 

Ref: Vom Tariflohn ausgesperrt
so stehst du heute da
Rechte haben nur die Herrn
So wie es immer war

 

Doch wer gab dem Boss denn je das Recht
uns auszusperr’n
von dem Tariflohn, g’rade so
wie’s ihm beliebt

Wer gab dem Boss denn je das Recht
ein Herr zu sein
der über uns und unser Schicksal
frei verfügt

 

Ref: Allen Menschen gleiches Recht
keine Herren, keinen Knecht
alle Menschen frei und gleich
keiner arm und keiner reich

 

Das sei in diesem Kampf für uns
die Losung die
die große Losung
die über allem steht


Jedem einen Nutzen aus dem Werk
dem großen Werk
das erst aus vieler Hände Arbeit
gut entsteht

 

Ref: Allen Menschen gleiches Recht
keine Herren ...

 
Text und Musik: Bernd Köhler
Zur großen Aussperrung im Metallerstreik 1978

 

 

 


 

 

 

 

 _ Donnerstag 10.11. 2022 Bensheim

 

 

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Zur Erinnerung an die Synagogenzerstörung in Bensheim 1938 veranstaltet die Geschichtswerkstatt Kindinger in Zusammenarbeit mit der Stadt Bensheim am Standort der ehemaligen Synagoge (Bendheimplatz, Anne-Frank-Halle) eine Gedenkfeier.

 

         
    

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Bernd Köhler

der ring

 

keinen steinwurf weit vom wegrand fand
der bub den ring mit gravureinschlag
vielleicht dass er so nah bei der strasse lag
weil keine kraft mehr hatte, die ihn warf, die hand

aus grauen kolonnen, menschenbündelleibern
aneinandergeketteten kindern und weibern,

vorwärtsgetrieben, geschlagen, gestossen
zur völkischen verbrennungsanlage, der großen
bewacht, betrieben von arisch reinen
sauberen hakenbekreuzten schweinen

 

 

es lag der ring auf frischaufgeworfner scholle
vom regen gesäubert, dass der knabe ihn hole
es glüht im das runde stück in der hand,
das er in einem deutschen acker fand

läuft nach hause, verwirrt und voll pein
fragt mutter, was könnte das wohl sein

und mit flackernden augen spricht diese leise
wirf's zurück wo dus herhast, in die erdspaltenschneise
und wem er den ring auch zeigt, der immergleiche blick
trag ihn zurück, er bringt dir und uns kein glück

 


ein feld wird geebnet, geerntet, besät
wunden geschlossen, bepflastert, genäht
hände gewaschen, gesäubert, gereingt
unschuld mit dokumenten bescheinigt

doch niemand und nichts macht je ungeschen
dies morden und rauben, das nationale vergehn

so lernt das gewissen aus schuld und scham
wenn das erkennen schon nicht aus erkenntnis kam
geht so ins unterbewußtsein hinein
für diese schuld wird immer zu zahlen sein

 

Text und Musik: Bernd Köhler
Auf der CD „avanti popolo 1
2007