»Zeitgeschichte in Politik und Musik, unnachahmlich präsentiert.«

FOLKER 2/22

 


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Bernd Köhler
Halt-LOS
Texte, Lieder und Geschichten  (1990-2020)

Verlag Llux, 2021
Taschenbuch, 272 Seiten, Farbe
Mit zahlreichen Fotos, Notationen, Dokumenten und Erklärungen

 

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Preis: 18 Euro + 2 Euro Versandkosten

oder über den Plattenladen/die Buchhandlung deiner Wahl:   
ISBN 978-3-938031-86-5.

 

 

 

Der „zweite Anlauf” gestaltet sich anfangs eher schwierig. Mehr HALT statt LOS.

Nein, es dreht sich nicht um die beginnende Corona-Pandemie Anfang 2020 sondern um die Befindlichkeit linker, widerständiger Kultur dreißig Jahre zuvor, die 90er Jahre. Ich überschreibe dieses Kapitel im Buch als „die bleierne Zeit”.

Was viele als Befreiung erleben bedeutet auf der anderen Seite eine Lähmung des kritischen linken Diskurses. Die Welt scheint erlöst und ist es so gar nicht, wie sich schnell herausstellen wird.

 

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Zusammen mit Hans Reffert schreibe bzw. inszeniere ich ab Anfang 1990 mehrere experimentelle gesellschaftskritische Bühnenprogramme (ausgewählte Texte im Buch) wie „HALT-LOS, der Kanzler in China” oder „März im September” (nach Heinar Kipphardt) und „der Tod ist ein Meister aus Deutschland” nach Celan.

Dazu kommt ein durchaus erfolgreiches Debut als Darsteller in einem Fernsehfilm über den schizophrenen Schweizer Künstler Adolf Wölfli (Musik: Hans Reffert) und zum Ende des Jahrzehnts dann „HOWDO YOUDO MISTER M@JAKOWSKI”, eine spektakuläre multimediale Inszenierung zum 70. Todestag des russischen Revolutionspoeten die zur Gründung des „kleinen elektronischen Weltorchesters - ewo2 ” führt – einem erfolgreichen Bandprojekt bis heute, in dem in der Folge neben Hans Reffert und mir Musiker*innen wie Christiane Schmied (electronics), Laurent Leroi (Akkordeon), Christl Marley (Sax, Flöte), Jan Lindquist (E-Git) oder Joachim Romeis (Geige) mitwirken werden.

Gegen die Hartz-Gesetze der Schröder-Regierung formiert sich im Jahrzehnt nach der Wende erstmals wieder ein nennenswerter außerparlamentarisch-demokratischer Widerstand in Deutschland. Vorangegangen waren zahlreiche gewerkschaftliche Kämpfe gegen die Auswirkungen des neuen grenzenlosen Spiels eines von allen Zwängen befreiten Kapitals. So auch beim Mannheimer Turbinenbauer Alstom, wo 2003 die Belegschaft eine drohende Werkschließung durch phantasievolle kämpferische Aktionen verhindert. In der Folge kommt es zur Gründung eines Chors von Alstom-Beschäftigten, ausgelöst durch meinen Song UNSRE CHANCE-RÉSISTANCE. 15 Jahre werde ich dieses Projekt betreuen und leiten. Überhaupt gestaltet sich das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends aus musikalischer Sicht äußerst erfolgreich.

 

 

 

Zusammen mit ewo2 gibt es für unsere CD-Produktionen renommierte Auszeichnungen, darunter zweimal den PREIS DER DEUTSCHEN SCHALLPLATTENKRITIK und zusammen mit der Chansonsängerin Blandine Bonjour ergibt sich eine ganz besondere musikalische Entdeckungsreise mit zahlreichen Auftritten im In- und Ausland und drei bei Adax Dörsam produzierten CDs.

 

 

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Die dritte Dekade ist geprägt von einigen größeren Bühnen-Inszenierungen (Hervorzuheben: Oh, Heiland reiss die Himmel auf zum Luther-Jahr, eine Kooperationsveranstaltung der evangelischen Kirche mit der Mannheimer IG Metall) und einer viel beachteten Solo-CD („in dieser Straße”). Eine Entwicklung die durch den plötzlichen Tod meines langjährigen Freundes und Weggefährten Hans Reffert jäh unterbrochen wird. Vier Jahre später ist es dann ein kleines Virus, das nicht nur das Leben im allgemeinen sondern auch die musikalische Live-Kultur im besonderen bedroht.

 

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Über all das und noch viel mehr berichte ich in meinem zweiten Liederbuch (1990-2020) mit einer großen Auswahl an Songs, Texten und biografischen Erzählungen, inklusive Einblick in einen vitalen künstlerisch-linkspolitischen Mikrokosmos mit starkem regionalem aber auch bundesweitem Bezug.

 

Bernd Köhler
im September 2021